Freegal – ein Bibliotheks-Angebot mit Zukunft?

Rund 20 Bibliotheken im Kanton Zürich bieten seit ein bis zwei Jahren den Musikstreaming-Dienst Freegal an. Darunter ist auch die Stadt- und Regionalbibliothek Uster. Mit der Auswertung der Nutzungsdaten von 126 Usern zieht die Bibliothek eine Zwischenbilanz. Die neue Filmstreaming-Plattform Filmfriend ihrerseits verspricht erste Erfolge.

Ein Gastbeitrag von Roman Weibel, Leiter Stadt- und Regionalbibliothek Uster

Anfang 2021 haben zwanzig Zürcher Bibliotheken Freegal lanciert. Der Musikstreaming-Dienst ermöglicht Kundinnen und Kunden mit aktiver Bibliothekskarte den kostenlosen aber auf drei Stunden pro Tag beschränkten Zugang zu über 15 Millionen Songs aus rund 80 Ländern via App oder Internetbrowser.

Plakat der Stadtbibliothek Uster bewirbt den Musikstreaming-Dienst Freegal Music.
Freegal Music ist ein kostenloser Musikdienst, der von teilnehmenden öffentlichen Bibliotheken angeboten wird.

Für digitale Angebote ist Marketing zwingend

Die Zwischenbilanz nach über einem Jahr fällt durchzogen aus. Die Nutzerzahlen sind bescheiden. Die Plattform ist wenig benutzerfreundlich und der Preis vor allem für kleine Bibliotheken hoch. Zudem ist die Konkurrenz durch Spotify und Apple Music sehr gross. Erkannt wurde, dass ein digitales Angebot fortwährendes Marketing benötigt. Denn ein digitales Angebot ist im Gegensatz zu den analogen Büchern kaum sichtbar. Die Bibliotheken haben deshalb an einer wertvollen Schulung mit der Freegal-Anbieterin teilgenommen. Die Teilnehmenden haben gelernt, dass Beiträge in Newsletter und Plakate in der Bibliothek zwei effektive Werbemittel sind.

Daten von 126 Freegal-Usern in Uster analysiert

Seit fast zwei Jahren ist Freegal auch ein Bestandteil des Medienangebots der Stadt- und Regionalbibliothek Uster. Für das Jahr 2021 wurden 150 Freegal-Nutzerinnen und -Nutzer genau unter die Lupe genommen. In der Analyse wurden die Daten von 126 Personen ausgewertet.

Freegal ist weiblich, 60% der Nutzerschaft sind Frauen. Am meisten wird Freegal von 41- bis 60-Jährigen konsumiert. Je 18% sind 0 bis 20, 21 bis 40 oder über 60 Jahre alt. Werden analoge Musik-CDs von Freegal-Usern ausgeliehen? Bei zwei Dritteln lautet die Antwort Nein. Nur 15% der User haben oft (mind. 10 Ausleihen) Musik-CDs nach Hause getragen. Hingegen kommen 90% der Freegal-User weiterhin in die Bibliothek und leihen Bücher, Filme usw. aus. Man kann den Schluss ziehen, dass eine Bibliothek, die keine Musik-CDs mehr im Angebot hat, trotzdem eine Freegal-Nutzerschaft haben kann.

So geht es mit Freegal in Zürcher Bibliotheken weiter

Zurzeit überlegen sich mehrere kleine Bibliotheken, ob sie den Vertrag mit Freegal nach zwei Jahren auslaufen lassen wollen. Einige Bibliotheken werden den Vertrag trotz des durchzogenen Erfolgs um ein Jahr verlängern – so auch wir von der Stadt- und Regionalbibliothek Uster. Wir wollen dieses Jahr nutzen, um intensiv Marketing zu betreiben. Danach entscheiden wir, ob Freegal weiterhin ein Teil unseres Angebots bleiben soll.

Und wie läuft’s mit Filmfriend?

Im Frühjahr 2022 haben 24 Zürcher Bibliotheken – im Herbst kommen weitere 4 dazu – die Filmstreaming-Plattform Filmfriend ins Angebot aufgenommen. Die Regionalbibliothek Uster ist schon seit Frühling 2021 dabei. Die Bibliotheken wurden bei diesem Vorhaben durch die kantonale Projektförderung der Fachstelle Bibliotheken finanziell unterstützt.

Alle Bibliotheken sind in einen Verbund integriert, der von der Zentralbibliothek Zürich geführt wird. Das bringt Vorteile im Preis und in der Administration mit sich. In Uster sind die Nutzerzahlen im Vergleich zu Freegal klar höher. Die Plattform ist sehr schön und benutzerfreundlich, der Preis – auch für kleine Bibliotheken – einiges tiefer. In einem Dreivierteljahr machen wir mit den 28 Bibliotheken eine erste Zwischenbilanz.

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